Dr. Wolfgang Eckelt im Gespräch mit Stephan Winkelmann
Audi Sport GmbH

R8 – start the engine

Stephan Winkelmann, CEO, Audi Sport GmbH

Performance und PS zum Abwinken, eine Rennstrecke und einer, der sich bestens mit Dynamik auskennt: Stephan Winkelmann. Wir kennen uns noch von seiner Zeit bei Lamborghini, nun leitet er die Audi Sport GmbH und hat mich eingeladen, seine stärksten Pferde im neuen Stall zu testen: das R8 Coupé und den R8 Spyder.
An einem kalten Freitag bin ich also auf dem Weg nach Neuburg bei Ingolstadt zum Audi Driving Experience Center. Ich habe mich informiert und freue mich schon auf einen 2,2 km langen Rundkurs mit den beiden R8 Modellen!
Schon bei der Ankunft steigt der Adrenalinspiegel. Der Handlingkurs hat eindeutig Rennstrecken-Flair und Stephan Winkelmann wartet schon, lässig an das R8 Coupé gelehnt. Ich bin beeindruckt. Flach, breit, gespannt. Das markante Heck, die athletische Figur … Als ich näher komme, sehe ich das Herzstück, den neuen V10-Motor unter der Heckscheibe, der auch beleuchtet werden kann.

Testdrive
Ich unterhalte mich mit Stephan Winkelmann. Nach 11 Jahren bei der Audi-Tochter Lamborghini soll er nun die Audi Sport GmbH, die frühere quattro GmbH, in neue Bahnen lenken. Doch bevor wir über die Neuausrichtung und Theoretisches sprechen, möchte ich erst mal den Praxistest machen. Und wir steigen ein. Es fühlt sich gut an! Die Carbon-Einstiegsleisten, das R8-Performance-Lederlenkrad, die eindeutige Fokussierung auf den Fahrer im Cockpit! Gefällt mir! Von dem Audi virtual cockpit hatte ich schon gehört und lasse mir den 12,3-Zoll-LCD Screen mit hoch aufgelösten Grafiken erklären. Cool finde ich auch das Sportlenkrad mit allen wichtigen Funktionen direkt »in Griffweite«. »Bediensatelliten« nennt es Winkelmann, das hat was!

Dr. Wolfgang Eckelt im Gespräch mit Stephan Winkelmann

Start the engine, drive select
Motor starten, mit drive select den gewünschten Modus auswählen … langsam und zögerlich bewegen wir uns auf den Handling-Parcours zu. Dann beschleunigt Winkelmann sportlich-dynamisch in Richtung der ersten Kurve – und ich hinterher. Es ist erstaunlich, wie präzise und leicht sich dieser Supersportwagen mit der ungeheuren Leistung von bis zu 610 PS steuern lässt. Es ist unbestritten »das schnellste Serienauto mit Vier Ringen«.

Die Beschleunigung von 540 Nm Drehmoment im R8 Spyder drückt mich in den Sportsitz, von 0 auf 100 in nur 3,6 Sekunden und hier kann man es endlich mal ausfahren! Aber Vorsicht, schon kommt die nächste Kurve und es ist feines Fingerspitzengefühl gefragt, um keinen Totalschaden zu verursachen, aber doch lässig an Winkelmann dranzubleiben.

Maximale Dynamik in Serie
Hier wollte Audi wirklich das Maximum erreichen. Kein Serienauto mit den Vier Ringen ist stärker, schneller und markanter. Der hoch drehende Mittelmotor beschleunigt das R8 Coupé mit 560 Nm Drehmoment und 610 PS in nur 3,2 Sekunden auf 100 km/h und erst bei 330 km/h hat der Vortrieb ein Ende. Man steuert mit der blitzschnell schaltenden Siebengang S tronic, das Doppelkupplungsgetriebe leitet die Kräfte auf den neu konzipierten quattro-Antrieb weiter. Die intelligente Fahrdynamikregelung des quattro-Antriebs ist in das Fahrdynamiksystem Audi drive select eingebunden, das vier Grund-Modi bietet. In jedem Modus präsentiert der neue Hochleistungssportwagen einen anderen Charakter – vom gelassenen Autobahngleiter bis zum Racer auf der Rennstrecke. Hier bleiben definitiv keine Wünsche mehr offen!

Aus der Kurve beschleunige ich mit kleinen Schaltbewegungen quasi mit dem kleinen Finger wieder auf meine Höchstgeschwindigkeit, die Auspuffanlage tut, was sie soll, man hört ein markantes Röhren, das mein Adrenalin noch beflügelt. Und auf der Geraden möchte ich nun die Geschwindigkeit des Supersportwagens ausgiebig genießen. Mit meinen 3-D-Grafiken im virtual cockpit habe ich alle wichtigen Informationen immer in meinem direkten Blickfeld und fühle mich schon etwas wie ein Rennpilot. Das Lenkrad, Kombiinstrument und die Straße bilden meine zentrale Sichtachse.

Motorsport-Gene: R8 LMS
Kein anderes Serienauto von Audi ist näher an der Rennstrecke als der neue R8. Das beweisen auch die Renn-Gene des Schwestermodells – der GT3-Rennwagen. Erstmals wurden bei Audi beide Varianten parallel entwickelt, um Synergien optimal zu nutzen.

Dank enger Zusammenarbeit zwischen Renningenieuren, Motorsportlern und Entwicklern haben sowohl der neue Audi R8 als auch seine Motorsport-Variante, der R8 LMS, eine deutliche Performance-Steigerung erfahren.

Nur zehn Wochen nach seiner Weltpremiere auf dem Genfer Automobilsalon 2015 gelang dem R8 LMS mit dem Sieg auf dem Nürburgring ein glänzendes 24-Stunden-Renndebüt. Einen besseren Beweis für ein hervorragendes Auto kann es nicht geben.

Dr. Wolfgang Eckelt im Gespräch mit Stephan Winkelmann
Dr. Wolfgang Eckelt im Gespräch mit Stephan Winkelmann

Dynamik am Limit
Die lange Rechtskurve habe ich gut gemeistert, nun wird es entspannter und ich immer souveräner. Natürlich bedeutet meine zweite Runde nun die wahre Herausforderung an Winkelmann, denn nun bin ich warm gefahren. Ich bin sehr konzentriert in meinem Cockpit, das Lenkrad liegt gut in der Hand, die extremen Lenkeinschläge ist man doch aus dem überschaubaren Straßenverkehr nicht gewöhnt, aber ich bin nun voll fokussiert und – werde immer besser. Schon wieder fliegt das imposante Kundencenter an uns vorbei und Winkelmann fährt rechts raus.

Ende der Vorstellung. Noch ganz im Adrenalin-Rausch steige ich aus meinem R8 Spyder und sehe dem lachenden Stephan Winkelmann an diesem kalten Tag in die Augen. »Faszinierend« und »beeindruckend« sind die Worte, die mir über die Lippen kommen. Er lächelt und lädt mich zum Aufwärmen auf einen Kaffee in die Drivers Lounge ein.

Auf dem Weg erzählt er mir, dass er auch großer Fan des neuen Cockpits ist und dass seiner Meinung nach auch der neuartige Leichtbau einen großen Schritt darstellt, denn erstmals wurde die CFK-Bauweise in die Fahrzeugstruktur integriert, somit ist die Karosserie um 15 Prozent leichter als der Vorgänger bei 40 Prozent mehr Steifigkeit.

Produktion mit Manufaktur-Charakter in den sogenannten »Böllinger Höfen«
Langsam taue ich wieder ein wenig auf (aber das Fahrerlebnis war es natürlich wert, offen zu fahren) und der neue Audi Sport Chef erzählt noch ein wenig von seinen Zukunftsplänen. So wird der neue R8 nun in einer neuen Manufaktur in Neckarsulm gefertigt: Auf 30.000 m² Produktionsfläche entsteht in Taktzeiten von 41 Minuten mit mehr als 400 Mitarbeitern der R8 in präziser Handarbeit. Eindrucksvoll.

Das ist ein guter Start für die neue Audi Sport GmbH. Sie steht nun auf vier Säulen: Neben der Entwicklung und dem Bau des Audi R8 und der Audi RS-Modelle verantwortet sie den Kunden-Motorsport, darüber hinaus gehören die Individualisierung der Autos über das Programm Audi exclusive sowie die Accessoires der Audi Sport collection zu den Geschäftsbereichen.

Stephan Winkelmann erklärt: »Schon in den 1930er-Jahren waren die legendären »Silberpfeile« der Auto-Union auf den Rennstrecken der Welt das Maß der Dinge. In den 1980er-Jahren errang der Audi quattro mit permanentem Allradantrieb herausragende Rallye-Erfolge. Man sieht: Die Audi DNA ist schon immer eng mit dem Rennsport verbunden und das wird auch weiterhin so bleiben.«

Souveräne Leistungssportler
Mit der Bündelung und neuen Ausrichtung entspricht die Audi Sport GmbH konsequent ihrem Motto »Top of the line«. Der Fokus liegt ganz klar auf Exklusivität, denn fast jedes Audi Modell hat eine S-Variante, aber nicht jedes bekommt eine RS-Variante.

Die Audi Sport GmbH wird sich zukünftig auf die prestigeträchtigsten Modelle im Portfolio der AUDI AG konzentrieren, denn diese profitieren am meisten vom Technologietransfer aus dem Motorsport. Nur so werden sie zum souveränen Leistungssportler. Und genau das erwartet der R8- und RS-Fahrer bei Audi. Denn diese Kunden sind besonders: Sie sind extrem technikaffin und wünschen sich sportliche Höchstleistung, aber nach außen bitte Maßanzug. Daher bündeln der Audi R8 und die Audi RS-Modelle höchste Performance mit Exklusivität und Prestige.

Dr. Wolfgang Eckelt im Gespräch mit Stephan Winkelmann

Sportliche Speerspitze
Kann der Angriff auf die bekannten Mitbewerber gelingen? Ich denke schon. Der Transfer vom Motorsport zur Serie ist hier mehr als gelungen, denn das R8 Coupé und der GT3-Rennwagen R8 LMS sind zu ca. 50 Prozent identisch. Der hoch drehende Mittelmotor, der neue quattro-Antrieb, das konsequente Leichtbaukonzept und das markante Singleframe-Design haben mich jedenfalls überzeugt. Der neue R8 ist die sogenannte »sportliche Speerspitze« von Audi und sie ist schärfer denn je. Auf dem Rückweg zu unseren Autos sagt Stephan Winkelmann noch zu mir: »Ich bin überzeugt, dass echter Erfolg nicht nur mit Evolution zu erreichen ist, sondern auch Revolution erfordert. Wir müssen neue Dimensionen von Sportlichkeit für unsere Kunden definieren. Das wird die Challenge für die nächsten Jahre für uns sein.«

Eine neue Dimension von Fahren durfte auch ich heute kennenlernen und diese war für mich absolut überzeugend. Es ist ein adrenalingeladenes Erlebnis diesen Supersportler zu fahren!

Nach der Testfahrt mit einem Lamborghini Aventador in Bologna 2014, nun einem R8 und einem R8 Spyder in Ingolstadt bleibt es spannend, was wir bei unserem nächsten gemeinsamen Treffen fahren werden … Ich freue mich schon auf die nächste PS-starke Ausfahrt!

Dr. Wolfgang Eckelt, High Performance | Top Company Guide