Porsche Experience Center – Franciacorta - Wolfgang K. Eckelt »on track« mit Barbara Frenkel

Porsche Experience Center – Franciacorta

Barbara Frenkel
Mitglied des Vorstandes Beschaffung, Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG

Italien ist Leidenschaft … für gutes Essen, gute Weine, la famiglia und – Motorsport! Bisher kenne ich das spektakuläre Porsche Experience Center in Italien nur von Fotos, aber ich spüre, dass es die italienische Passion genau trifft: mit ikonischer Architektur, Handling-Strecke, Drift-Donut, Off-Road-Parcours, Kart-Strecke für den Nachwuchs und Motorsport-Simulatoren. Und ich werde meine Porsche Experience in einem Porsche Taycan GTS machen … Gänsehaut.

Der Flughafen Mailand liegt hinter mir, ebenso der graue Regen in Stuttgart, das hektische Piepsen der Smartphones und das Klappen der Gepäckfächer. Weil es der Flugplan so wollte, komme ich gerade zur blauen Stunde an, wenn sich Sonne und Dunkelheit treffen. Ich fahre offen, die Landschaft liegt in einem pfirsichfarbenen Licht vor mir, die Weinberge strahlen gelbgrün, wie ein Leuchtturm für den Neuankömmling.

Driven by Dreams
Bei diesem Ausblick kommt mir in den Sinn, was ich über Maurizio Zanella gelesen habe, den Gründer eines der erfolgreichsten Weingüter hier in der Lombardei. Seine Mutter hatte ein Haus gekauft, ohne Weinberge, sondern im Wald. Zanella erkannte aber das Potenzial der Region und des Terroirs – und fand seine Vision: Er wollte nicht das millionenschwere Transportunternehmen von seinem Vater in Mailand übernehmen. Er gründete ein Weingut. Heute gilt das Unternehmen Ca’ del Bosco (nach dem Haus im Wald) als einer der Stars der italienischen Weinwirtschaft.

Porsche Experience Center – Franciacorta - Wolfgang K. Eckelt »on track« mit Barbara Frenkel
Porsche Experience Center – Franciacorta - Wolfgang K. Eckelt »on track« mit Barbara Frenkel
In jedes Porsche Experience Center weltweit fließt der Charakter der Region mit ein, so dass die Porsche Enthusiasten sich sofort wohlfühlen und auch einen Wow-Effekt haben.

Ähnlich wie bei Ferry Porsche. Auch er hatte seinen Traum vom perfekten Sportwagen und verwirklichte ihn. Daher feiert Porsche die Träumer, die an sich glauben und die Welt verändern. Fantasie und Visionen brauchte wohl auch meine Gesprächspartnerin, Porsche Vorständin Barbara Frenkel, die mir nun bei einem italienischen Abendessen gegenübersitzt.

Denn der erste Anblick des Grundstücks für das heutige Porsche Experience Center hatte noch nicht viel Begeisterndes: »Es gab hier eine etwas in die Jahre gekommene Indoor-Kart-Bahn in einer Halle aus dunklem Holz. Der Besitzer wollte, dass das Terrain – und damit sein Traum – in gute Hände kommt. Wir haben das Potenzial gesehen – mit dem klaren Ziel, eine eigene FIA-zertifizierte Rennstrecke auf dem Gelände zu errichten.«

Denn, so erläutert mir Frenkel weiter, Porsche passe gut zu Italien und dem dortigen Enthusiasmus und der Leidenschaft für Motorsport. In Franciacorta sollte der italienische Porsche Enthusiast jederzeit erleben und erfahren, wie sich die Performance der Sportwagen hinter dem Lenkrad und im Extrembereich anfühlt. Und weil bei Porsche die Vision Programm ist, konnte der Vorstand überzeugt werden.

Stile Italiano
Jedes Porsche Experience Center rund um den Globus atmet Leidenschaft für Performance, Exklusivität und Motorsport. Aber das Porsche Markenerlebnis wird überall individuell interpretiert. Barbara Frenkel erläutert: »In jedes Porsche Experience Center weltweit fließt der Charakter der Region mit ein, so dass die Porsche Enthusiasten sich sofort wohlfühlen und auch einen Wow-Effekt haben. In Franciacorta haben wir viel Glas und helle Farben verwendet. Das Licht fällt durch das Hallendach herein und die offene ikonische Architektur begeistert beim ersten Ankommen.«

Porsche Experience Center – Franciacorta - Wolfgang K. Eckelt »on track« mit Barbara Frenkel

Näher am Traum
Am nächsten Morgen im goldenen Licht des Spätsommers war es auch für mich Zeit, meinen Träumen näher zu kommen – direkt im Herzstück des Porsche Experience Center. Vor mir lag der Handlingkurs mit drei speziellen Trainingsbereichen. Die verschiedenen Kurven und Schikanen der 2,5 Kilometer langen Hauptstrecke eignen sich perfekt für das Feintuning des fahrerischen Könnens. Auf einem Low Friction Handling Circuit aus poliertem Beton können Porsche Fahrer ihre Fähigkeiten unter extrem rutschigen Bedingungen verbessern. Mal sehen, was ich davon heute probieren werde.

Barbara Frenkel erwartet mich an der Boxengasse. Sie ist an einen coolen Porsche 911 GT3 gelehnt. Für sie – und nicht nur für sie – ist und bleibt der 911 eine Ikone. Denn über den Porsche 993 Carrera 2 mit luftgekühltem Motor von ihrem Bruder wurde sie für die Marke begeistert, das hatte sie mir am Vorabend erzählt: »Ich hatte Respekt vor der Fahrdynamik, als ich das erste Mal im Porsche meines Bruders gefahren bin. Plötzlich hat er gesagt, gib doch jetzt mal Gas! Ich war sofort begeistert, denn das Auto hat so viel Spaß gemacht und auch gleich jede Menge Feedback gegeben. Damals habe ich mir vorgenommen, irgendwann in meinem Leben so ein Fahrzeug zu besitzen. Denn es geht in einem Porsche nicht nur um Geschwindigkeit. Auch das Gefühl, das man in dem Auto hat, ist wichtig. Genauso wie die Fahreigenschaften, die Sicherheit, das Feedback und die Gelassenheit, die sich beim Fahren einstellt.«

Für mich stand heute das ultimative Porsche Feeling next level bereit, nämlich ein karminroter Porsche Taycan GTS. Auf diesen Kollegen freute ich mich schon sehr, denn die drei Buchstaben GTS stehen für die sportlichen Puristen in der Porsche Familie. Und diesen auf einer Rennstrecke zu bewegen, ist sicher ein Spannungsmoment, der in Erinnerung bleibt.

Denn es geht in einem Porsche nicht nur um Geschwindigkeit, sondern auch um das Gefühl, das man in dem Fahrzeug hat (…).

Soul, electrified
Ich fahre langsam aus der Boxengasse auf den Rundkurs – und gehe vorsichtig aufs Gas! Naja, oder auch nicht ganz so vorsichtig, denn die 850 Nm Drehmoment (Launch Control – check!) drücken mich in den Sportsitz, dass ich nur noch das Head-up-Display im Auge behalten kann und meine Hände fester ums Lenkrad spanne. Ein sensationelles Gefühl, diese Beschleunigung in diesem Porsche, der mit jeder Faser der Blutsbruder des 911 ist.

Auf dem Rundkurs in der italienischen Sonne ist es wohl so ähnlich, wie sich Formel-1-Piloten in Monaco fühlen: Kaum beschleunigt, kommt schon die nächste Kurve. Man ist also ständig 120 Prozent gefordert. Und man merkt auf jedem Meter den tiefen Schwerpunkt und die GTS-spezifisch abgestimmte adaptive Luftfederung inklusive Porsche Active Suspension Management (PASM). Stichwort Querdynamik und Präzision. Eigenschaften, die mich an jedem Porsche faszinieren und die auch hier sofort Gänsehaut verursachen.

Alles an diesem Auto ist präzise Sportlichkeit. Dabei habe ich sicher gar nicht alle Finessen entdeckt, sondern mich ganz auf die verheißungsvollen Worte Sport Plus bei den Fahrmodi verlassen. Und wurde mehr als begeistert, wie bei Porsche üblich.

Fünf Euro in die Wortspiel-Kasse, aber es war tatsächlich elektrisierend. Noch voller Adrenalin und Begeisterung komme ich zurück zu Barbara Frenkel. Wir sitzen auf der Agora des Porsche Experience Center und trinken noch einen Espresso zusammen – obwohl ich vielleicht eher einen Beruhigungs-Tee bräuchte.

Porsche Experience Center – Franciacorta - Wolfgang K. Eckelt »on track« mit Barbara Frenkel
Porsche Experience Center – Franciacorta - Wolfgang K. Eckelt »on track« mit Barbara Frenkel
Ich frage mich, wie es für meine Gesprächspartnerin ist, jetzt ihren Traum verwirklicht zu haben für Porsche zu arbeiten. Ihr Weg ging ja vom Zulieferer zum OEM, was eher ungewöhnlich ist. Und die nächste Kehre war, vom Vertrieb in die Beschaffung zu wechseln.

Frenkel erläutert: »Es macht mich glücklich, bei Porsche zu sein. Ich habe mich immer auf meine konkrete Aufgabe konzentriert und dabei das Beste gegeben. Jede Station hat mich weiter gebracht – bis dahin, wo ich jetzt bin.«

Der Wechsel vom Qualitätsmanagement zum Vertrieb war die Zeit, als der Cayenne in den Markt kam. Frenkels Aufgabe war, einen Mindset-Change in die Handelsorganisation zu bringen: »Das war grundsätzlich etwas, was ich immer gemacht habe: Veränderungen in die Organisation zu bringen und dabei Menschen mitzunehmen. Ich glaube, das ist ein roter Faden in meiner Karriere.«

Das war grundsätzlich etwas, was ich immer gemacht habe: Veränderungen in die Organisation zu bringen und dabei Menschen mitzunehmen. Ich glaube das ist ein roter Faden in meiner Karriere.

Pole Position als Role Model?
Das Thema einzige Frau im Vorstand muss ja doch noch auf den Tisch. Wie ist die Zusammenarbeit in einem doch recht eingefahrenen Männer-Team? Frenkel lacht, diese Frage hört sie nicht zum ersten Mal und kontert: »Es geht nicht so sehr um Frauen oder Männer, es geht darum, dass Menschen verschiedene Perspektiven haben und eine unterschiedliche Sicht auf die Dinge. Das ist manchmal anstrengend, weil man viel diskutieren muss. Aber ich lasse mich gerne darauf ein. Das macht die Arbeit spannend.«

Auf dem Weg zurück zum Flughafen überlege ich immer noch, welches Porsche Modell mich eigentlich am meisten begeistert. Und ich muss auch hier Barbara Frenkel recht geben: In jedem Porsche steckt ein Stück 911, denn der 911 ist das Herz der Marke. Aber die Liebe darf allen gehören.

Kandidaten lesen | Dr. Wolfgang Eckelt