Dr. Sebastian Schöning

FFG Europe & Americas und MAG IAS GmbH

MAG IAS: Ein Gamechanger im Maschinenbau

Dr. Sebastian Schöning
CEO, FFG Europe & Americas
Geschäftsführer / Managing Director, MAG IAS GmbH

»Es kann in Deutschland ja nicht jeder Spieleentwickler werden«, sagt der CEO der MAG IAS GmbH, Dr. Sebastian Schöning. Was sich zunächst etwas ernüchternd anhört, ist eigentlich ein versteckt geäußerter Wunsch an die nachrückenden Generationen, Innovation in klassischen Branchen wie dem Maschinenbau mitzugestalten. Schöning will Kompetenzen im eigenen Land halten, will junge Menschen dafür begeistern. Wie? Indem sie gut ausgebildet und einbezogen werden. Indem sie durch Innovationen angelockt werden. Tja, und da ist er wieder, dieser mittlerweile so inflationär verwendete Begriff »Innovation«, von dem oftmals schon niemand mehr weiß, was sich eigentlich dahinter verbirgt. Wenn allerdings Dr. Sebastian Schöning darüber spricht, klingt das eben nicht wie ein Modewort. Es klingt nach einem Gamechanger-Ansatz, der Zukunft hat. Für die Generationen von morgen und die Automobilindustrie von heute.

Es ist gerade einmal wenige Monate her, als die Auszubildenden der MAG IAS GmbH in Eislingen ihren obersten Chef zu einem Termin gebeten haben. »Portable Factory« stand da im Betreff, erinnert sich Dr. Sebastian Schöning gerne und lächelt schon zu Beginn dieser kurzen Anekdote. Vorstellen konnte er sich darunter erstmal alles und nichts. Aber er habe sich darauf eingelassen. Und er wurde überrascht. Sehr positiv, wie man seinem Lob für die Auszubildenden noch Wochen danach entnehmen kann. Sie präsentierten ihm schließlich eine eigens designte Fabrik, im Miniaturformat – und noch dazu voll automatisiert. »Die Motivation ist da!«, so der Geschäftsführer.

Nicht nur die Motivation, auch die Technologie ist da. Aber für was eigentlich? »Transformation« lautet die Antwort. Die Automobilindustrie in Deutschland verändert sich. Wieder einmal. Das ist nicht neu, nur wird es zunehmend spürbarer. So bringen die aktuellen Veränderungen auch – wieder einmal –zahlreiche Veränderungen für die gesamte Lieferkette mit sich. Da passt es für die MAG IAS GmbH ganz gut, dass sie seit Mai 2021 mit Dr. Sebastian Schöning einen Mann an der Spitze hat, der Erfahrung mit Transformation mitbringt. Hinzu kommen sein sehr gutes Netzwerk sowie keinerlei Berührungsängste mit digitalen Ansätzen.

Der gebürtige Bremer begann seine berufliche Laufbahn bei der Fraunhofer Gesellschaft und fokussierte sich zunächst auf das Technologiemanagement. Nach seinem Betriebswirtschafts- und Maschinenbau-Studium an der RWTH Aachen sowie seiner Promotion im Bereich Innovationsmanagement schloss er sich im Jahr 2007 schon einmal der MAG Gruppe an, die mittlerweile Teil der Fair Friend Group (FFG) Europe & Americas ist. Nach einigen Stationen innerhalb der Gruppe wechselte Schöning für sieben Jahre als CEO zur Gehring Technologies Holding GmbH und verantwortete als Geschäftsführer dort unter anderem den Ausbau neuer Geschäftsfelder, wie zum Beispiel Produktionstechnologien für den elektrifizierten Antriebsstrang.

MAG IAS: EIN GAMECHANGER IM MASCHINENBAU
Darüber hinaus brachte er sich in den Strategiedialog Automobilwirtschaft ein und zeichnet mitverantwortlich für die Transformationsvorhaben des Landes Baden-Württemberg. Bei der FFG sitzt Schöning mittlerweile im Management-Board, bei der MAG IAS verantwortet er alle europäischen und amerikanischen Marken sowie die dazugehörigen Auslandsstandorte in Asien.

Man könnte sagen, wir sprechen von einer smarten Verbindung zwischen Dr. Sebastian Schöning und der MAG IAS GmbH – wäre allerdings nicht auch dieses Wort mittlerweile schon nahezu eindeutig belegt. Heutzutage ist schließlich so gut wie alles smart: das Telefon, die Uhr, das Zuhause, das Auto – und am Ende eben auch die Fabrik. Es geht hier natürlich unter anderem um Industrie 4.0 und das Internet of Things (IoT). Und es geht um eine Geschichte, die nun auf intelligente Art und Weise fortgeschrieben wird.

Unser Ziel ist es, Schritt für Schritt die gesamte Wertschöpfungskette bei der Abwicklung eines Projekts zu digitalisieren. Wir müssen das Heft wieder in die Hand nehmen und gestalten.

Innovativ ist, wer spielerisch gestaltet
So geht es um die Geschichte einer besonderen smart factory: Schöning spricht von »zeitgemäßen Effekten«, die in den heutigen Kontext passen müssen, wenn er von der sogenannten Augmented Reality (AR) und digitalen Zwillingen spricht, mit deren Hilfe die Produktionslinien der Neuzeit im virtuellen Raum in Betrieb genommen werden. Und so funktioniert das: Gemeint ist mit AR eine künstlich erzeugte Erweiterung der Realitätswahrnehmung.

Meistens bekannt durch Zuhilfenahme von Hightech-Brillen, mit denen der Nutzer visuelle Darstellungen, zum Beispiel Bilder oder Videos, mit computergenerierten Zusatzinformationen anreichern kann. Auch virtuelle Objekte lassen sich mittels Einblendung oder Überlagerung im Sichtfeld darstellen. Naja, und irgendwie sind wir dann doch bei der Gaming-Industrie, die solche Technologien dafür nutzt, um ihren Kunden eine möglichst realistische Wahrnehmung ihrer Spielsituationen zu ermöglichen. In Eislingen wird damit jedoch nicht gespielt, sondern maximal spielerisch entwickelt.

Was das dann letztlich mit der Innovationskraft der taiwanesischen FFG und der MAG IAS GmbH zu tun hat, lässt sich sehr gut an dem Beispiel der »portable factory«, der transportablen Fabrik der Auszubildenden erklären. Denn, die Anforderungen an einen Zulieferer in der Automobilindustrie haben sich drastisch geändert. Innovation lässt sich ohne praktizierte Automation und Digitalisierung nicht mehr glaubhaft darstellen. Und so werden eben schon junge Leute frühzeitig in die Fertigungstechnologien von heute und morgen mit einbezogen. Augmented Reality und digitaler Zwilling sind dabei schon integraler Bestandteil, beispielsweise bei der virtuellen Inbetriebnahme von Anlagen.

Auf der anderen Seite gelingt Transformation nicht ohne die richtige Vision: »Unser Ziel ist es, Schritt für Schritt die gesamte Wertschöpfungskette bei der Abwicklung eines Projekts zu digitalisieren. Wir müssen das Heft wieder in die Hand nehmen und gestalten«, sagt Schöning. »In Deutschland werden wir nicht mehr über die Kosten glänzen können – dafür durch manufacturing excellence.« Ein Verständnis, das die Auszubildenden von morgen mitbringen müssen – und die von heute offenbar schon tun.

Effizienz, ein nachhaltiger, mitunter auch stark ökologisch geprägter Fußabdruck sowie mehr Einsatz von künstlicher Intelligenz fließen in die Fertigungsstrategie der Zukunft mit ein. Gestaltet von mutigen Menschen, die etwas von Daten und Software verstehen. Wieso mutig? »Man muss auch mal Dinge machen, die sich nicht nach ein bis zwei Jahren rechnen«, sagt Schöning. Durchaus eine mutige Haltung, insbesondere in Zeiten, in denen die Zukunft des Automobils langsam aber sicher der Zukunft von Mobilitätskonzepten weicht.

Wenn man die Geschichte der taiwanesischen FFG betrachtet, sieht man einen weltweit agierenden Mischkonzern. Über 80 Firmen operieren in der Gruppe in den Geschäftsbereichen Werkzeugmaschinenbau, Leiterplattentechnolgie, Industrieausrüstung und Umwelttechnik. 1979 gegründet, entwickelte sie sich in kurzer Zeit mit Marken wie Feeler und Leadwell zum größten Werkzeugmaschinenhersteller Taiwans. Seit 1989 wurde die Wachstumsstrategie durch internationale Zukäufe in den USA, Italien, Deutschland, Indien, Japan, Südkorea und der Schweiz ergänzt.

Die eigentliche Geschichte der europäischen FFG Marken beginnt jedoch noch deutlich früher. 1798 nämlich, mit der Gründung von Honsberg. Aber auch viele weitere Firmen der FFG blicken auf eine über hundertjährige Tradition zurück. VDF Boehringer, Ex-Cell-O, Modul, Witzig & Frank, Tacchella oder Morara sind nur einige Beispiele aus der Fräs-, Dreh-, Schleif- und Verzahnindustrie, die produzierende Industrien entscheidend in deren Fortschritt unterstützt haben. Die MAG IAS GmbH ist eng verzahnt mit den Endkunden im Automobilbau. Sie treibt die Weiterentwicklung im Motorenbau hinsichtlich Produktivität und Nachhaltigkeit seit vielen Jahren mit an.

Berücksichtigt man in diesem Zusammenhang nun die Tatsache, dass die Nachfrage nach Elektrofahrzeugen aktuell wesentlich höher ist als noch vor zwei Jahren von den Experten angenommen, würde sich logischerweise die Frage aufdrängen, welche Wachstumspotenziale sich für einen schwäbischen Anlagenbauer für Motoren überhaupt noch bieten? Oder anders gefragt: Welche Perspektiven und Sicherheiten kann ein Arbeitgeber seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in diesem Umfeld noch aufzeigen?

MAG IAS: EIN GAMECHANGER IM MASCHINENBAU

Den Teilen folgen bedeutet dort zu sein, wo die Wertschöpfung ist
Mehr als genügend. Im Gegensatz zu zahlreichen Studien, die besagen, dass der Anteil an Dreh- und Frästeilen in Elektrofahrzeugen zurückgeht, bieten sich für Schöning attraktive neue Ansatzpunkte: »Viele Gehäuse, Fahrwerkskomponenten, Antriebsachsen oder Batteriewannen können mithilfe unserer Werkzeugmaschinen und Anlagen produziert werden.« Schöning ist definitiv ein Chancendenker. Einer, der die Erfahrung hat, Transformation mithilfe von Innovation zu gestalten.

Er ist sich bewusst, dass es aufgrund von derzeitigen Marktgegebenheiten und Politik wohl noch nie mehr Herausforderungen bei der Produktionsplanung für den Fahrzeugmarkt gegeben hat. »Wir folgen den Teilen und wollen da hin, wo die Wertschöpfung ist. Das bedeutet, wir schauen uns genau an, welche Elektroantriebe die Fahrzeuge unserer Kunden haben und welche Werke wo auf der Welt in diesen Prozess involviert sind«, so der Geschäftsführer. Das Ende des Verbrennungsmotors sei bei allem Zuspruch für die E-Fahrzeuge zudem noch lange nicht erreicht.

Es gibt auch Impulse, dass die Zerspanung des elektrischen Antriebs zukünftig nicht mehr zur Kernkompetenz des Fahrzeugherstellers gehört. »Die Hersteller lagern immer mehr Produktionsschritte an ihre Zulieferer aus. Das ist auch in der Motorenfertigung so. Sie wollen ihre Ressourcen im Unternehmen auf diesem Wege effizienter nutzen«, berichtet Schöning.

Und weiter: »Einige unserer Kunden werden künftig das gesamte Antriebsaggregat einkaufen. Oder sie werden alternativ Fertigungsschritte bei einem Zulieferer bündeln und letztlich nur noch die Endmontage selbst machen.« Noch zum Jahreswechsel konnte der Übergang von MAG zur Fertigung von E-Mobility Komponenten bestätigt werden. Ein namhafter OEM aus dem süddeutschen Raum platzierte einen Auftrag für die Lieferung der Fertigungsanlagen für zwei wesentliche Baugruppen des neuen E-Antriebsaggregats in Eislingen, einmal für das Antriebsgehäuse und außerdem für die Gehäusedeckel.

Das Umdenken findet auf allen Seiten statt und bietet zahlreiche Chancen
Dennoch, die erheblichen Entwicklungsaufwendungen der OEM für attraktive Produktangebote in jedem Fahrzeugsegment beeinflussen die Zielsetzungen bei der Produktionsplanung massiv.

Die Aufgabenstellung lautet vielfach: Wiederverwendung oder Rekonfiguration. Die MAG IAS GmbH kann mit ihrem Knowhow in Bezug auf Planung und Abwicklung als Systemlieferant innerhalb der FFG Gruppe von kleinen Fertigungszellen bis hin zu kompletten Turn-Key-Systemen für hohe Produktionsvolumen auf Kundenwünsche reagieren und derartige Aufgaben übernehmen. Ob neue oder zu modernisierende Anlagen – der Eislinger Maschinenbauer verfügt über die entsprechende Expertise.

Die Produktionsanlagen für Komponenten des elektrischen Antriebsstrangs sind darüber hinaus nicht unbedingt eine neue Erfindung im Vergleich zu den bestehenden modernen, agilen Fertigungssystemen. Neu ist lediglich die Art der Planung und Umsetzung.
Dabei werden die für das spezifische Technologiewissen erforderlichen, beziehungsweise die verfügbaren Digitalisierungsmethoden genutzt.

Ein Prozess, der beide Seiten fordert. OEM ebenso wie Maschinenbauer. So müssen die Fahrzeughersteller umdenken, wenn möglicherweise eine weitere Kernkomponente von einem Zulieferer kommt. Die Anlagenhersteller hingegen müssen sich darauf einstellen, dass viele Motoren- und Getriebebauteile aus ihrer angestammten Fertigungswelt verschwinden werden und die Kundschaft vermehrt in der Zuliefererbranche zu suchen ist. »Für jemanden wie uns werden nun auch große Gießereien als Kunden relevant«, nennt der CEO ein Beispiel.

Die Hersteller lagern immer mehr Produktionsschritte an ihre Zulieferer aus. Das ist auch in der Motorenfertigung so. Sie wollen ihre Ressourcen im Unternehmen auf diesem Wege effizienter nutzen.

Womit wir wieder beim Thema wären: Transformation entsteht durch Innovation sowie durch die entsprechenden Vordenker und Mitmacher. Denn, es ist nur logisch, dass ein derartiger Wandel auch organisatorische und strukturelle Veränderungen in einem Unternehmen mit sich bringt. Da braucht es Leader wie Dr. Sebastian Schöning, die mit Cleverness und Souveränität Wege aufzeigen, die inspirieren und Mut machen. Da braucht es junge Menschen wie eben die Auszubildenden der MAG IAS GmbH, die neu und weiter denken. Es braucht also Menschen, die die Initiative ergreifen und den notwendigen Mut beweisen.

Ähnlich wie die beiden Mitarbeiter des Flugzeugherstellers Boeing, die in den 1990er-Jahren den Begriff »Augmented Reality« prägten, als sie ein Head-Mounted-Display für die Flugzeugwartung entwickelten. Wer hätte damals gedacht, dass 30 Jahre später Gamedesigner wie Maschinenbauer damit arbeiten und ihre Kunden fit fürs nächste Level machen. Die einen streben nach Unterhaltung, die anderen nach Wertschöpfung. Die einen besiegen imaginäre Endgegner, die anderen meistern damit virtuelle Inbetriebnahmen von Fertigungslinien im Maschinen- und Anlagenbau.

Und so zeigt sich einmal mehr, dass in Zeiten, in denen Wertschöpfungsketten aus unterschiedlichen Gründen komplett auseinandergerissen werden, diejenigen überzeugen, die altbekannte Wachstumstreiber strapazieren: Innovation und Transformation. Bringen wir es noch einmal auf den Punkt: Wohl dem, der einen Gamechanger wie Dr. Sebastian Schöning an der Spitze hat. Das spricht für eine smart company.

Dr. Wolfgang Eckelt, High Performance | Top Company Guide