Der Drache kommt – Die Auto-Industrie und die Konkurrenz aus China
CEO, FERCHAU Automotive
In China feiert man 2024 das »Jahr des Drachen«. Das hat eine große Bedeutung: Der Drache symbolisiert in weiten Teilen Asiens Glück und Reichtum. Werdende Eltern freuen sich besonders, wenn ihr Kind im Tierkreiszeichen des Drachens geboren wird. Und auch die Wirtschaft zählt auf die kosmischen Kräfte des Kalenders: In einem Jahr des Drachens – das nur alle 12 Jahre gefeiert wird – werden besonders viele Firmen in China gegründet. Denn der Drache steht auch für Kraft und Energie. Das ist eine sehr passende Analogie – gerade für die Automobilbranche. Denn hier machen chinesische Unternehmen gehörig Druck auf die etablierten Hersteller, Zulieferer und somit auch auf Entwicklungsdienstleister wie FERCHAU Automotive.
Konkurrenz aus China – es droht ein »perfekter Sturm«
Wie reagiert man auf den neu erstarkten »chinesischen Drachen«? Wie ist dem »perfekten Sturm« zu begegnen, den VW-Markenchef Thomas Schäfer aufziehen sieht – und nicht nur er? Welche neuen Geschäftsmodelle, welche Anpassungen etwa im Produktportfolio sind nötig? Im Entwicklungs- und Produktionsprozess? Was machen die Chinesen richtig – und was ist dem entgegenzusetzen? Das sind die entscheidenden Fragen unserer Zeit. Ob aber höhere Zölle auf China-Importe, wie die EU-Kommission sie plant, oder aber der Fokus auf elektrisch angetriebene Luxus-SUV-Modelle die Lösung sind, das bleibt fraglich.
halten können.
Ein Weg zum Erfolg: Kooperationen mit Start-up-Unternehmen
Ein wirksames Mittel zur Beschleunigung des Entwicklungsprozesses: Kooperationen mit agilen Start-up-Unternehmen. In der Mobilitätsindustrie gewinnen gute Ideen und Produkte von neu gegründeten Unternehmen an strategischer Bedeutung. Das gilt auch für Entwicklungsdienstleister, die ihre Kunden bei wichtigen Technologie-Projekten unterstützen und dabei auch Impulse für innovative Entwicklungen setzen.
Ein Beispiel: Wir werden künftig mit einem Start-up aus Berlin kooperieren, das im Bereich HMI unterwegs ist und Nutzeroberflächen für Mensch-Maschine-Schnittstellen entwickelt. Das Unternehmen hat eine Art Bausatz entwickelt, mit dessen Hilfe sich innovative HMI-Lösungen besonders schnell kreieren lassen, etwa für Display-Anwendungen. Die Software dahinter wird, entsprechend der Bausatz-Zusammensetzung, automatisch generiert. Eine geniale Idee. FERCHAU Automotive unterstützt die Entwicklung eines nach Automotive-Kriterien maßgeschneiderten Tools – und das Start-up verkauft später Nutzerlizenzen für das neue Entwicklungswerkzeug. Davon profitieren alle: Das Start-up generiert Umsatz, der Entwicklungsdienstleister verkauft seinen Kunden einen exklusiven Wettbewerbsvorteil – und der Hersteller oder das Zuliefererunternehmen kann seine Entwicklungszyklen signifikant verkürzen.
Die Elektromobilität dient den chinesischen Unternehmen als Startrampe, um den europäischen Markt zu erobern. Das kommt nicht von ungefähr, denn beim wichtigsten Bauteil eines Elektroautos, dem Akku, sind die chinesischen OEMs im Vorteil.
FERCHAU Automotive: Expertise bei Software-Schlüsseldisziplinen
Es gibt kaum ein Thema, bei dem FERCHAU Automotive ein kreatives Unternehmen nicht unterstützen könnte. Mehrere Jahre lang begleiteten wir zum Beispiel ein Münchner Start-up bei der Entwicklung eines Soft- und Hardwarepakets für das autonome Fahren – und konnten dabei Know-how aufbauen für zum Beispiel die Entwicklung und virtuelle Absicherung von innovativen Assistenzsystemen. Vor allem Kompetenzen im Softwarebereich sind verstärkt gefragt – dabei besonders in der Disziplin Embedded Software, also im Zusammenspiel verschiedenster Steuergeräte im Automobil. Hier kooperiert FERCHAU Automotive aktuell mit einem Aachener Softwareanbieter, der ein effektives Werkzeug zum Testing von Embedded-Software-Produkten entwickelt hat. Start-up und Dienstleister ergänzen sich hier perfekt: Wir können dank des neuen Tools bei unseren Großkunden stark nachgefragte Testszenarien für neue Software-Produkte anbieten. Gleichzeitig dienen wir als Multiplikator für die neue Testtechnologie.
Solche Kooperationen werden auch ein Schlüssel sein in der Auseinandersetzung mit der Konkurrenz aus China, insbesondere auch beim großen Thema Elektromobilität. Denn der Elektromobilität gehört die Zukunft – auch wenn der Markt für E-Autos 2024 schwächelt. BYD, die neue Nummer eins auf dem weltweiten E-Markt, ist ja nur eines von vielen starken Automobil-Unternehmen aus dem Reich der Mitte. Da gibt es noch Nio, MG Motor oder Great Wall Motor, um nur einige zu nennen. Oder Marken wie Human Horizons, Zeekr, Leapmotor, XPeng: Sie alle haben für 2024 ihren Marktstart in Deutschland angekündigt. Die Elektromobilität dient den chinesischen Unternehmen als Startrampe, um den europäischen Markt zu erobern. Das kommt nicht von ungefähr, denn beim wichtigsten Bauteil eines Elektroautos, dem Akku, sind die chinesischen OEMs im Vorteil. Mehr als zwei Drittel aller Akkuzellen werden in China gefertigt. BYD begann als Batteriehersteller – und dominiert inzwischen den Elektroautomarkt. Ähnliches plant Chinas größter Akkuproduzent CATL. Die Elektrolimousine Avatr 12 – ein Gemeinschaftsprojekt von CATL, dem Smartphone-Hersteller Huawei und dem Autokonzern Changan – wurde im vergangenen September auf der IAA Mobility in München gezeigt.
Ja, da könnte sich ein »perfekter Sturm« zusammenbrauen, wie VW-Markenchef Schäfer sagt. Der übrigens gab gerade ein spannendes Interview in unserer Kundenzeitschrift MOBILITY WORLD (QR-Code-Link zum Interview). Dort verriet er, wie er Volkswagen für diesen Sturm rüstet: Mit noch besseren Produkten, mit maßgeschneiderten Angeboten auch für die kommende Generation von Mobilisten, der Generation Z, die im digitalen Zeitalter aufwächst. Mich hat Schäfer in dem Gespräch als verantwortungsvoller, aber auch fordernder Manager überzeugt. Der stolz ist auf die Werte, für die die eigene Marke seit Jahren steht. Unabhängig davon, dass vor der Tür ein vor Kraft strotzender Drache mit den Krallen scharrt. Denn das wissen wir ja spätestens seit Siegfrieds Heldentat in der Nibelungensage: Auch Drachen haben ihren wunden Punkt. Man muss ihn nur finden.