Dr. Wolfgang Eckelt im Gespräch mit Prof. Dr.-Ing. Ulrich Hackenberg
AUDI AG

Auf die Sekunde genau – Living for perfection

Prof. Dr.-Ing. Ulrich Hackenberg, Vorstand für Technische Entwicklung der AUDI AG und verantwortlich für die markenübergreifende Entwicklungssteuerung des Volkswagen Konzerns

Wir baten um ein Interview und bekamen ein Manifest. Aber alles der Reihe nach. Denn wie sonst könnte man eine Geschichte wiedergeben, die mit einer Uhr zur Kommunion anfängt und mit der Entwicklung bei Audi seine Fortsetzung erhält. In Ingolstadt ist eine der modernsten Produktionsstätten der Automobilbranche beheimatet. Was sich heute innovativ und modern darstellt, hat seine Ursprünge im Jahr 1949, als hier aus einem Ersatzteildepot die Auto Union GmbH gegründet wurde. Die Keimzelle in Ingolstadt produzierte zunächst Motorräder, Zweitakt-Pkw, Geländewagen und den »Schnelllaster« und brachte 1965 – ein Viertel Jahrhundert nach dem letzten Audi – den Auto Union »Typ Audi« auf die Straße. 1969 folgte die Fusion von Auto Union und NSU zur AUDI NSU Auto Union AG. Seit 1985 gilt der Firmenname AUDI AG.

Hier in Ingolstadt befindet sich auch die Entwicklungsabteilung von Audi mit ihren Aufgabenfeldern von Design über Motoren und Getriebe bis hin zu den Bereichen Fahrzeugkonzept, Elektronik, Karosserie und Fahrwerk. Hier unterhalten sich Prof. Dr.-Ing. Ulrich Hackenberg, Audi Entwicklungsvorstand, und Wolfgang K. Eckelt, Herausgeber des »Top Career Guide Automotive«, über die Zukunft, das Auto, die Menschen und das Zuhören, das am Beginn von allem steht; wohl wissend, dass Audi der Imperativ Singular von lateinisch »audire« (zu Deutsch »hören«, »zuhören«) ist und »Horch!« bedeutet. Und zu hören ist das leise Ticken einer Tischuhr, die bei Ulrich Hackenberg ihren Platz gefunden hat. Entstanden bei Erwin Sattler, einer der renommiertesten Uhrenmanufakturen der Welt. Zusammen mit den Designern von Audi wurde diese hochwertige Tischuhr für Kenner entwickelt. Mit feinen Glockenschlägen läutet diese das Gespräch gleichsam ein.

Sehr geehrter Herr Dr. Hackenberg, Sie sind mir als Manager des Volkswagen Konzerns bekannt und als eine der Persönlichkeiten, die intensiv das Feld für automobilen Fortschritt und Innovation gestalten. Auch gelten Sie als Audi Urgestein mit einer 30-jährigen Erfahrung als Entwickler. Als Kenner und Bewunderer von mechanischen Uhren habe ich Sie so noch nicht wahrgenommen. Was verbindet Sie damit? Die Mechanik, also die komplizierten Teile einer Uhr, die Fertigung und die Präzision, das Gehäuse und das Design spielen für mich eine sehr große Rolle. So gesehen war ich schon sehr früh dicht dran an meiner heutigen Tätigkeit. Denn unbewusst habe ich durch die Uhren wichtige Grunderfahrungen gesammelt und gelernt, dass auch Gebrauchsgegenstände eine hochwertige Verpackung verdienen und dass Haptik, Gestaltung oder der Grad an Präzision einen großen Wert ausmachen.

Dr. Wolfgang Eckelt im Gespräch mit Prof. Dr.-Ing. Ulrich Hackenberg

War die damalige Erfahrung der Grundstein für Ihr Studium, Ihren beruflichen Werdegang? Rückblickend war das eine wichtige Prägung, aber stärker noch war mein Drang nach Mobilität und mein Interesse an Automobilen. Ähnlich wie bei den Uhren war die Zeit damals geprägt durch das Zerlegen und Reparieren meiner Autos. Diese Beschäftigung mit der Technik hat mich zum Studium und letztendlich zum Ingenieursberuf gebracht.

Kundenbegeisterung weltweit erlebbar zu machen hat sich die Marke Audi als zentrales Missionselement im Rahmen ihrer Strategie gesetzt. Die Markenwerte Sportlichkeit, Progressivität und Hochwertigkeit werden durch die Produkte der Marke Audi überzeugend verkörpert. Können Sie mir erläutern, wie da eine klassische Tischuhr ins Konzept passt? Wie kaum ein anderer Premiumhersteller steht Audi auch für Manufakturcharakter und sinnliches Erleben. Ich erlebe das gleichmäßige Ticken einer Pendeluhr vollkommen intensiv und lasse mich von der mechanischen Präzision in den Bann ziehen. Der sinnliche und handwerkliche Wert einer guten Uhr steht wie kaum etwas anderes für Hochwertigkeit und Perfektion. Aus diesem Grund beschäftigen sich unsere Designer immer wieder mit hochwertigen Uhren. Und aus der Zusammenarbeit mit Erwin Sattler ist schließlich diese besondere Tischuhr entstanden. Sie wertet selbst das edelste Ambiente nochmals auf; vergleichbar einem wertvollen Gemälde oder einer High-End-Hi-Fi-Anlage.

Wie kam es zu der Entwicklung dieser wohl einzigartigen Tischuhr? Und was macht in Ihren Augen den Wert einer Uhr aus? Bei solch einer Entwicklung kommen immer mehrere Faktoren zusammen. Allem voran die Feinheit und das Detail ihres Werks. Auf der einen Seite, dass es in kleiner Serie gebaut wird, dass es eine ganz eigene Konstruktionsart besitzt. Weiterhin wollen wir auch den Design-Anspruch der Marke Audi immer wieder neu belegen – mit überraschenden Ideen und kreativen Umsetzungen. Somit passt diese Tischuhr mit ihrem minimalistischen Design perfekt zu Audi. Ein herrliches Werk, das mit unverkennbar großer Detailversessenheit in dem kleinen Familienbetrieb geschaffen wurde. Die Präzision ist so hoch, dass die Gangabweichung bei maximal zwei Sekunden pro Monat liegt.

Die Erfahrung mit der »Erwin Sattler Tischuhr by Audi design« als auch die mit Ihren persönlichen Uhren – dürfen wir daraus schließen, dass Sie sich als passionierter Uhrensammler outen? Ich denke, beim richtigen Sammeln von Uhren ist es wie mit Aktien. Den Markt zu verstehen ist sehr schwer. Dies setzt immer eine Profession und eine gewisse Professionalität voraus. Bei mir ist es eher eine Leidenschaft, die aus dem Reparieren zahlloser Uhren herrührt. Die Begeisterung begann, als mir mein Patenonkel zur Kommunion ein Chronometer schenkte. Durch die Auseinandersetzung damit habe ich angefangen mich für die komplizierten Laufwerke, deren Technik, deren Präzision zu begeistern. Das war die erste Uhr, die ich – nachdem sie lange Zeit eingelagert war und nicht mehr lief – repariert habe. Ich habe sie zerlegt, mit einem Spezialfett geschmiert und ihr wieder Präzision beigebracht. Übrigens war und ist bei mechanischen Uhren die Modulbauweise sehr ausgeprägt. Und dieser Grundgedanke begleitet mich durch das ganze Leben als Entwickler. Kein Wunder also, dass ich die Baukastenphilosophie in die Entwicklung und Produktion von Autos übertragen habe. Aus meiner Sicht einer der revolutionärsten Entwicklungen der letzten Jahre. Auch deshalb verbindet mich viel mit mechanischen Uhren. Heute trage ich eine ältere Uhr aus dem Hause Eberhard. Ich bin jedoch auch Fan von aktuellen, hochwertigen Uhren wie einer Patek Philippe oder von Panerai.

Eine gute Armbanduhr ist wohl der einzige Schmuck, den ein Mann stilvoll tragen kann.
Dr. Wolfgang Eckelt im Gespräch mit Prof. Dr.-Ing. Ulrich Hackenberg

Bei Audi wie auch im Phaeton von Volkswagen oder bei Bentley und Bugatti werden klassische Uhren verbaut. Können Sie sich, als Entwicklungschef, eigentlich die anhaltende Begeisterung für mechanische Uhren beispielsweise gegenüber einer Digitaluhr erklären? In meinem Beruf habe ich tagtäglich mit Präzision und Genauigkeit zu tun. Ich beschäftige mich gerne mit einer Uhr und das Aufziehen einer guten mechanischen Uhr ist ein Genuss für mich. Die Präzision des Aufzugmechanismus und die Geräusche dabei spielen eine wichtige Rolle, auch das Rasten und die Haptik sowie das Fühlen der Wertigkeit sind für mich essenziell. Das trägt unweigerlich zu einem gewissen Maß an Begeisterung bei. Genau deshalb trage ich gerne Armbanduhren mit Handaufzug. Und obwohl ich genau weiß, dass jede billige Quarzuhr mir genauer die Zeit sagt und dass die neuen Smartwatches wie die Galaxy Gear von Samsung vollkommen neue Möglichkeiten an Konnektivität eröffnen als etwa eine klassische Patek Philippe, bleibt deren Faszination dauerhaft erhalten. Ähnlich den Automobilen ist eine mechanische Uhr ein begeisterndes Werk der Technik. Ebenso wie die »Erwin Sattler Tischuhr by Audi design«. Diese Uhr ist ein Schmuckstück für Generationen. Seltenheit ist der gemeinsame Nenner: bei den ausgefeilten Techniken, den Kunsthandwerkern, die sie beherrschen, und den Produkten, die ihr unübertroffenes Können bezeugen. Unseren Designern im Audi Konzept Design Studio München war es wichtig, eben diese Eigenschaften auch im Designkonzept sichtbar zu machen. Und genau deshalb werden wir mit unseren Designern immer wieder neue Uhren gestalten. Denn eine Uhr ist nicht nur zum Zeitanzeigen da. Und im Besonderen meine ich, dass eine gute Armbanduhr wohl der einzige Schmuck ist, den ein Mann stilvoll tragen kann.

Dr. Wolfgang Eckelt, High Performance | Top Company Guide